Schwein gehabt, Herr Tönnies
das war wohl die bestimmende Schlagzeile in den letzten Wochen.
Dabei schwankten die Interpretationen der Situation auch über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus.
Die Wirtschaft scheint die Krise insgesamt noch einigermaßen zu verdauen. Der DAX steht wieder bei etwa 13.000 Punkten, die Mehrwertsteuersenkung soll den Konsum ankurbeln.
Aber namhafte Fachleute warnen bereits vor der längerfristigen Ausdehnung der Coronahilfen.
Stagflation heißt das Schreckensszenario. Steigende Preise (Inflation) und gleichzeitig Stagnation der Wirtschaftstätigkeit mit hoher Arbeitslosigkeit. Der Super-GAU für jede Wirtschaft und Gesellschaft.
Bei der fatalen Nullzinspolitik der EZB sieht man, wie schwer es ist, einmal gewährte Geschenke wieder zurückzunehmen. Gleiches gilt auch für die "Coronahilfen".
Wenn sich viele daran gewöhnen, bei Problemen unterstützt zu werden, kann das eine katastrophale „Rette-mich“ Mentalität erzeugen. Das Ende der Milliardenhilfen muss erkennbar sein, sonst bleiben die Ausgaben eine uneinbringliche Hypothek in der Zukunft.
So hart es klingt - wer die Krise jetzt nicht aus eigenen Mitteln überlebt - muss den Gang in die Insolvenz antreten. Letztlich bringt jede Krise so auch eine Marktbereinigung, die übrigens nach mehr als zehn Jahren Boom überfällig ist.
Der Immobilienmarkt gehört ansonsten wohl zu den Branchen, die die Coronakrise bisher am besten durchgestanden haben.
Aktuelle Zahlen vom Deutsche Hypo Immobilienklima*:
März 2020 | April 2020 | Juli 2020 | |
Immobilienklima | 115.0 | 72.0 | 69.9 |
Hotelklima | 100.5 | 47.8 | 30.1 |
Handelsklima | 65.8 | 31.6 | 32.7 |
Büroklima | 140.3 | 82.3 | 69.7 |
Investmentklima | 117.1 | 74.6 | 73.7 |
Wohnklima | 127.9 | 95.4 | 120.0 |
Die Hotelbranche leidet weiter – Umsatzrückgänge von bis zu 80 % in Hotel und Touristik sind keine Seltenheit. Dementsprechend verhalten ist die Stimmung.
Auch im Büromarkt ist noch keine Entspannung abzulesen. Zu groß sind die Unsicherheiten, wie sich ein bundesweites „home-office“ auf den zukünftigen Flächenbedarf auswirken wird.
Im Gegensatz dazu die Wohnimmobilien. Gerade in den Großstädten ist der Nachfrageüberhang nach wie vor groß. Das Geld ist billig, da kauft jeder, der eine sichere berufliche Perspektive oder genügend Liquidität hat. Abzulesen am Stand des „Wohnklima“, das fast die Vorkrisenwerte erreicht.
Der F+B-Corona-Index Angebotsentwicklung Deutschland** zeigt ebenfalls, dass die Auswirkungen der Krise bei Eigentumswohnungen, Einfamilienhäusern und Mieten kaum ins Gewicht zu fallen scheinen.
Entwicklung der durchschnittlichen Preise neu angebotener Eigentumswohnungen in den TOP 7-Standorten zwischen der KW 10 und der KW 21 in €/m²/Monat, (Index: KW 10 = 100)
Entwicklung der Durchschnittsmieten neu angebotener Mietwohnungen in Deutschland und den Bundesländern zwischen der KW 10 und der KW 21 (Index: KW 10 = 100)
Hier noch eine altbekannte Tatsache: Erneut ist die Zahl der Neubauten hinter dem Bedarf zurückgeblieben. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage geht damit weiter auseinander.
Fazit: Insgesamt scheinen nach wie vor die lokale Nachfragesituation und das zu geringe Neubauvolumen die Preisentwicklung maßgeblich zu bestimmen.
Wir beobachten die Situation für Sie weiter.
Damit Sie immer bestens informiert sind, informieren wir Sie regelmässig über aktuelle Themen rundum den Immobilienmarkt.
*https://www.deutsche-hypo-immobilienklima.de
**F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH
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